Es war einmal eine Zeit, da wurde dein Karriereweg vor allem von einer Frage bestimmt: Welchen Abschluss hast du?
Doch die Arbeitswelt verändert sich – und das rasant. Heute erfordern einige der gefragtesten Jobs nicht mehr zwingend ein klassisches vierjähriges Hochschulstudium. Stattdessen zählen praktische Fähigkeiten, Anpassungsfähigkeit und die Bereitschaft zum lebenslangen Lernen. Willkommen im Zeitalter der New Collar Arbeit.
Mehr als 70 % der Unternehmen haben bereits bei bestimmten Positionen die formale Abschlussvoraussetzung gestrichen, um ihren Talentpool zu erweitern (Harvard Business Review, 2023).
Das ist keine Randnotiz – sondern ein deutliches Signal: Skills-first Hiring ist mehr als nur ein Schlagwort.
Der Begriff „New Collar“ wurde von IBMs ehemaliger CEO Ginni Rometty geprägt. Er beschreibt Jobs, die zwischen „Blue Collar“ (Arbeiterjobs) und „White Collar“ (Bürojobs) angesiedelt sind. Diese Rollen erfordern technisches Know-how und Soft Skills – aber nicht zwangsläufig ein klassisches Uni-Diplom.
Dazu gehören zum Beispiel:
Cybersecurity-Analysten
Cloud-Support-Techniker
Spezialisten für digitales Marketing
Betreiber von Rechenzentren
Robotik-Techniker
Das sind gut bezahlte, zukunftssichere Jobs, die auf Zertifikaten, Bootcamps, praxisnaher Weiterbildung und Lernen am Arbeitsplatz basieren – und nicht nur auf Diplomen. Tatsächlich erfordern nur 27 % der Jobs in schnell wachsenden Technologiebereichen noch einen traditionellen Abschluss (ManpowerGroup, 2023).
Größerer Talentpool: Skills-basiertes Recruiting erschließt übersehenes Potenzial.
Bessere Bindung: Eine Studie des Burning Glass Institute zeigt, dass 44 % der Arbeitgeber sagen, Skills-based Hiring verbessert die Mitarbeiterbindung und interne Mobilität.
Mehr Diversität & Inklusion: Nicht-traditionelle Karrierewege gleichen Wettbewerbsnachteile aus und fördern Chancengleichheit.
Zugang zu guten Jobs: Ohne lange Studienzeit und finanzielle Belastung beruflich neu durchstarten.
Karriere-Resilienz: Neue Fähigkeiten halten dich auch in einem sich rasant wandelnden Arbeitsmarkt beschäftigungsfähig.
Selbstbestimmung: Wer kontinuierlich lernt, gestaltet seine Zukunft aktiv mit – 76 % der Beschäftigten geben inzwischen an, Arbeitgeber zu bevorzugen, die Weiterbildung und Karriereentwicklung anbieten (LinkedIn Workplace Learning Report, 2024).
Über New Collar Work zu sprechen heißt auch: Wir müssen anerkennen, was sie noch bremst:
Voreingenommenheit: Viele Arbeitgeber setzen immer noch automatisch „Abschluss erforderlich“ in ihre Stellenausschreibungen.
Qualitativ hochwertige Weiterbildung: Menschen brauchen Zugang zu glaubwürdigen, relevanten Upskilling-Möglichkeiten.
Unterstützungssysteme: Quereinsteiger brauchen Zeit, Mentoring und faire Übergangslösungen mit existenzsichernden Einkommen während der Umschulung.
Unternehmen: Schafft unnötige Abschlussanforderungen ab. Investiert in Ausbildungsprogramme und kontinuierliche Weiterbildung. Stellt nach Potenzial ein, nicht nur nach Abschlüssen.
Arbeitnehmer: Nehmt lebenslanges Lernen an. Sammelt Micro-Credentials und Zertifikate, die eure Fähigkeiten belegen.
Politik: Fördert Umschulungs- und Weiterbildungsinitiativen. Schafft Brücken zwischen Arbeitgebern und Bildungsträgern.
Der Aufstieg von New Collar Work zeigt: Fähigkeiten, nicht Abschlüsse, werden künftig bestimmen, wie wir einstellen, wachsen und im Wettbewerb bestehen. Mehr Menschen können sich so eine sinnvolle Karriere ohne unnötige Barrieren aufbauen – und Unternehmen schließen kritische Skill-Gaps, indem sie bislang übersehenes Talent nutzen.
Ich selbst bin der beste Beweis: Mein Studium in Aktuarwissenschaften hat mit HR eigentlich nichts zu tun – aber die analytischen und quantitativen Fähigkeiten daraus sind heute meine Geheimwaffe für datengetriebene, effiziente und menschenzentrierte Services. Genau das zeigt die Stärke von New Collar Arbeit.
Es ist Zeit, eine Skills-first-Mentalität zu leben.
Ist dein Unternehmen bereit?
Wie bereitest du dich – als Führungskraft, Recruiter oder Mitarbeiter – auf diese skills-basierte Zukunft vor?
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Quellen:
Harvard Business Review (2023) – „The Emerging Degree Reset“
Burning Glass Institute, Emsi Burning Glass
National Skills Coalition Reports
LinkedIn Workplace Learning Report 2024
IBM Institute for Business Value
ManpowerGroup Talent Shortage Survey 2023
LinkedIn Economic Graph Data